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28.1.12

Musikalische Lesung in Tamm: Roadmovie meets Piano

Ein besonderes Programm an besonderem Ort: In der Kelter Tamm fanden sich am 26.01. 2012 über fünfzig interessierte Zuhörer und genossen eine musikalische Lesung zu Roadmovie Kapstadt. Am Piano brillierte zwanglos wie immer Adrian F. Meyer. Das Publikum reagierte erfreut bis begeistert auf die dargebotene Mischung aus Text, Bild und Musik. Auch der gesponsorte Wein von Moselwein e.V. mag seinen Teil daran gehabt haben - auch wenn zum ersten Mal in meiner Lesekarriere nicht genug für alle da war. Traurig für die leer Ausgegangenen, aber für mich als 'Performing Act' ein positives Zeichen.

Blick ins Plenum: Gut gefüllte Kelter Tamm.

Zugegeben, das Örtchen Tamm westlich von Ludwigsburg ist nicht der Nabel der Welt. Doch das schmucke Städtchen bot mit seiner Kelter eine wunderschöne Location für die jüngste Ausgabe einer 'musikalischen Lesung' - und überraschte mich mit großer Resonanz. Hatte die Veranstalterin im Vorfeld noch mit ca 30 Personen gerechnet, musste kurz vor Veranstaltungsbeginn der Hausmeister aktiv werden und über zwanzig zusätzliche Stühle aus dem Lager holen. Im Resultat war die mir zunächst noch sehr leer vorgekommene Kelter überhaupt nicht mehr zu groß, sondern zum genau richtigen Maß gefüllt, um noch Kontakt zum einzelnen Zuhörer aufbauen zu können, und andererseits die Synergieeffekte einer Gruppe fühlbar werden zu lassen (damit meine ich zum Beispiel diese Momente, wenn es vor Spannung mucksmäuschenstill wird oder sich ebendiese in einem gemeinsamen Seufzen oder Lachen löst).

Die Kelter in Tamm von außen. Schöne Leselocation!

Auch für mich als lesenden Autor gab es Gänsehautmomente, wenn Adrian F. Meyer feinfühlig und mit hervorragendem timing die Töne leise fallen ließ - oder dramatisch Gas gab. Was hatte mir Rainer Bocka vor einem Jahr nach der Lesung im Cafe Galao als gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg gegeben? Lass den Text wirken! Nun, diesem Ratschlag konnte ich nun vollkommen folgen, und mehr noch, mich darauf verlassen, dass Adrian auf 88 Tasten die Richtigen finden würde, um die Stimmungen der dargebotenen Textpassagen und den projizierten Bildern einzufangen und weiter zu spinnen. 

Kaschl spricht. Meyer spielt. Publikum gefällt's.

Auch bei der zweiten Aufführung ging das Experiment der musikalischen Lesung also mehr als gut auf. Und wenn Adrian im anschließenden Publikumsgespräch bescheiden angab, sein Spiel sei lediglich 'der Glitter auf dem Text' ist es natürlich weit mehr als das. Die Kombination katalyisert ein viel tieferes Eintauchen in die Geschichte als das gesprochene Wort allein, gibt Impulse und Emotionen vor, aber erlaubt eben doch noch das individuelle Ausfüllen der Bilder, Gedanken, Geschichten im eigenen Kopf. 

Nicht zuletzt ist das Komzept natürlich viel weniger pädagogisiernd als mein bisheriger Vortragsmodus, und somit auch für mich viel leichter zu genießen - und wahrscheinlich nicht nur für mich, sondern auch für das Publikum unterhaltsamer. In diesem Sinne äußerte sich auch die Leitern der Bücherei Tamm Stefanie Uhl sowie verschiedene ZuhörerInnen. "Es war ein überzeugend, runde Sache."

Danke, Tamm!

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