Foto: Ulf Kaschl 2008
Schon mal bei drei Grad gezeltet und trotzdem gut geschlafen? Schon mal in einer Milchwanne weich gekocht worden? Schon mal einen roten Milan im Sturzflug einen Fisch greifen gesehen? All das gab es auf der diesjährigen Kanufreizeit der Klasse 9, und natürlich noch sehr viel mehr. Kurz vor der Abfahrt noch schien uns das Schicksal gar nicht wohl gesonnen, musste doch der Hauptorganisator der Tour mit hohem Fieber das Bett hüten. Doch in der ganzen Woche danach war das Glück uns mehr als hold: freundliche Kioskbesitzer, die Teenager mit Chupa-Chups für erfolgreiche Körperhygiene belohnten, einen relaxten Dönerverkäufer, der mal eben spontan 25 Mäuler stopfen konnte, frische, knackige Mecklenburg-Äpfel, sehr viel Wasser unterm Kiel, eine herrliche Landschaft um uns herum, nur ab und zu Nieselregen von oben– aber eben kalt. Saukalt, um genau zu sein – trotz langer Unterwäsche, Trainingsanzug und zwei Pullis hab ich in einem mit Baumwollcocoon verstärkten Schlafsack immer noch erbärmlich gefroren - doch an dem Tag, als ich wegen Schniefnase und rauher Kehle besonders still litt, wurde mir doch tatsächlich ein warmer Kakao ans Zelt gebracht, und eine extra warme Wolldecke organisiert – von aufmerksamen Schülern, wohlgemerkt.
Unvergesslich auch der Augenblick, als die Gaslampe in meinen Händen explodierte…oder wie wir die letzten Meter der Tour still, durch Hände und Füße im ‚Päckchen’ gehalten, uns aufs Ufer zutreiben ließen…
Besonders erfreut haben mich die Kommentare von Beobachtern der Gruppe – so gut organisiert, so selbstständig habe man hier noch selten eine Schulklasse zu sehen bekommen, klang uns fast täglich das Feedback von Campingplatzbesitzern und Zaungästen in den Ohren. Es war tatsächlich höchst erstaunlich, wie die Abläufe von Tag zu Tag besser funktionierten, wie selbstverständlich die neuen Schüler aufgenommen wurden, wie so mancher von ihnen sich traute, eine neue Seite zu zeigen – oder zu entdecken. Und wie die Gruppe stündlich spürbar zusammen wuchs. Mehr als einmal stand ich mit meinen Kollegen etwas abseits, beobachtete das Treiben bei Lagerfeuer oder beim Zeltabbau, und mein Pädagogenherz weitete sich zu einem saftigen Steak.
Gruppenbild mit Kanu.
Foto: Isabell Meyer 2008
Zu guter Letzt, nach fast hundert gepaddelten Kilometern, gab es auch noch eine Geburtstagstorte – und eine merkwürdig hektisch-entspannte Reise mit dem Schienenersatzverkehr der Deutschen Bahn. Nach einer Woche auf dem Wasser, braungebrannt und mit roten Backen, kamen wir ohne Verspätung wohlbehalten am Gmünder Bahnhof an. Und – fast ist es schade, das ich nächstes Jahr um die Zeit woanders frierend in den Schlafsack kriechen werde…aber nur fast.
1 comment:
Ich kannte ja einige der Geschichten schon, aber so kann man es natürlich auch gut beschreiben. Ich finde es aber echt nicht fair, dass wir mit Staudacher und Robertz fahren mussten und die jetzigen 9er mit dir (und Thorsten) fahren durften. Hast du nicht zufällig Lust, für unsere Klasse dieses Jahr auch noch was zu machen??? Kannst ja auf die Wasserskifreizeit, die wir wahrscheinlich wieder machen, mitkommen...!?(wahrscheinlich eher nicht, aber naja...fragen kostet ja nichts...^^).
Post a Comment