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1.4.10

Einmal Gute Hoffnung und zurück: Der Cape Point Overnight Trail


Da laesst es sich aber eine schmecken:
Pavianmutter verspeist unser Abendessen.


Bartolomäus Diaz zögerte vor der ersten Umschiffung der Felsnadel, die heute Kap der Guten Hoffnung heißt, mehrere Monate. Den abenteuerlustige Seefahrer trieb die Sorge um, den schlafenden Riesen des Südens zu wecken, den er im Tafelberg entdeckt zu haben glaubte. Als er es endlich wagte, zog wie zur Bestätigung der schlimmsten Befürchtungen ein fürchterlicher Sturm auf - doch der Berg blieb, wo er war. Diaz nannte den Felsvorsprung 'Kap Sturm', und fuhr weiter gen Indien. Einer der wichtigsten Seehandelswege der Neuzeit war damit eröffnet. Knapp 500 Jahre später hat man als Besucher die Wahl, sich als Herdenvieh ans Kap karren zu lassen – oder die grandiose Natur des Cape of Good Hope Nature Reserve zu Fuß zu erforschen.


Eindrucksvoll: Blick ueber Smitswinkel Baai zum Judas Peak.

Wer sich für den klimatisierten Bus entscheidet, am Ende noch mit dem Fahrstuhl hinauf an den Leuchtturm gelangt, und dann zu Hause stolz behauptet, man sei am südlichsten Punkt Afrikas gewesen, habe gesehen, wie sich die Wasser des Atlantik mit dem des Indischen Ozeans mischten, ist damit gleich mehrfach in die Touri-Falle getappt:

Der südlichste Punkt Afrikas liegt am wenig spektakulären, und verkehrstechnisch ungünstig gelegenen Kap Aghulas, 250 Kilometer südwestlich von Kapstadt - dort mischen sich auch die Weltmeere. Das Kap der Guten Hoffnung ist ein im Vergleich zum Kappunkt, auf dem die beiden attraktiven Leuchttürme stehen, recht kleiner Felsen, und für größere Touristenmengen ungeeignet. Weil das aber für das Gros der Meute, die täglich durch das Reservat geschleust wird, offenbar zu schwer zu verstehen ist, sind die Fehlinformationen um das Kap nicht tot zu kriegen.


Wer mit offenen Augen durch den Park laeuft,
stolpert buchstaeblich ueber allerlei Getier.


Bedauernswerter als diese fremdenverkehrsgeographische Haarspalterei ist jedoch, dass die meisten Besucher von der grandiosen Natur des Reservates fast nichts mitbekommen – hermetisch vom Duft des Fynbos abgeriegelt, und mit spiegelverglasten Scheiben rasen die meisten Kapbesucher durch die grandiose Landschaft. Eine echte Alternative bietet daher ein Wanderausflug namens 'Overnight Trail', der einen in knapp 30 Kilometern und mit einer Übernachtung an die schönsten Stellen am Kap der Guten Hoffnung führt. Und wo man 48 Stunden an einem der beliebtesten Reiseziele der Welt verbringen kann, ohne einer Menschenseele, dafür aber Straußen, Elandantilopen und Zebras auf Augenhöhe zu begegnen. In Acht nehmen sollte man sich allerdings vor Pavianen – es gehört schon zur Folklore, dass naive Touristen von den gefräßigen Affen ('Kuck mal wie süß!') belästigt, ja sogar bedroht und angegriffen werden ('Auf einmal war der Affe auf mir drauf und hat mich in den Arm gebissen.')

Selbst erfahrenen Afrikareisenden kann es aber durchaus passieren, dass die für den Abend gedachten Marshmellows und Toastbrot im Maul eines dieser Plagegeister verschwinden.


Wer viel laeuft, soll auch mal rasten.


Wer zwei Tage lang an einsamen Stränden, über dramatisch abfallende Felsklippen und durch honigduftenden Fynbos marschiert, würdigt das Kap mit seinem Besuch. Eventuelle Blasen an den Füßen lassen sich mit ein paar eisgekühlten Savannahs zum Abschluss der Tour, zum Beispiel im nahe gelegenen Cape Farmhouse, exzellent kurieren.



Mehr Informationen sowie Anmeldung und Formalitäten gibt es hier. Dringend empfehlenswert ist auch die Anschaffung der „ Slingsby's Map Cape Point“, da die hauseigene Karte des Parks leider nicht sehr detailreich ist. Die erwähnte Karte gibt es zum Beispiel in der Deutschen Buchhandlung Naumann, oder im Fremdenverkehrszentrum in Kapstadt zu kaufen, oder hier zu bestellen.




Auch fuer Blumenliebhaber ein Fest. Im Fruehling natuerlich
am Schoensten, aber in Suedafrika blueht immer irgendetwas.


Getier die Dritte: Ziemlich junge Landschildkroete Chersina angulata.



Die Englaender haben ein paar Kanonen im Park vergessen.


Spaziergang mit Aussicht: Anna hat den Durchblick.



2 comments:

Anonymous said...

Großartig!
Wegen viel zu wenig Zeit bin ich leider nur selbst zum Cape Point gefahren (wenn auch wenigstens mit offenem Fenster), aber diese Tour steht seit gerade fest als Plan fürs nächste Mal.

Ulf Iskender Kaschl said...

@Anonymous,

gute Idee. Es gibt ja auch den Hoerikwagoo Trail - in fuenf Tagen vom Kappunkt nach Kapstadt in die City Bowl. Sehr zu empfehlen!