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23.6.10

Fakten Fakten Fakten: Kurzkommentar zur WM Berichterstattung

Deutschland im Juni 2010: Phillip Lahms Unterschenkel rettet den 1:0 Sieg über Ghana und stürzt Deutschland in einen kollektiven Freudentaumel. Auf der Hamburger Schanze kostet ein 'Katze Spezial', gemixt aus Gin und Tonic mit Aperol, bescheidene 6,50 €. Und auf der A5 steht man bei Göttingen an einem Mittwochnachmittag eine Halbzeit lang im Stau.

Auf meiner Lesereise durch Deutschland habe ich viel Zeit für Radio und TV, und mit Entzückung kann man derzeit eine erfreuliche Vielfalt in der Berichterstattung über Afrika vermerken. WM, WM machts möglich, alle Augen und Ohren öffnen sich für Land und Leute des Fußballspektakel-Gastgebers. Die reizende Franziska von Almsick streichelt Geparden und schwarze Kinderchen. Béla Rethy versucht sich im Ausbau seines Fremdprachwortschatzes (Wezuwela? Voodoozela? Vuluwela? Halt dich Waka!) und Herr Reinhold Beckmann fachsimpelt mit Kennermiene über die im Abwassergraben des deutschen Mannschaftshotels ansässigen gefährlichen Knochenbrecher-Leguane. So viel Farbe war selten in der deutschen Medienberichterstattung, so viel Aufgeschlossenheit, so viel Vielfalt - Hallo Welt, hier we are.

Dabei erfreut Ohr und Herz vor allem die Qualität der Recherche - schonunglsos werden die Dinge mit deutscher Gründlichkeit beim Namen benannt. Zwar besteht ein Unterschied zwischen karibischem Voodoo Hexenzauber und südafrikanischer Muti Heilkunst. Zwar findet man auf der afrikanischen Landmasse keinen einzigen heimischen Kaktus, sondern Euphorbien, und auch die bereits erwähnten Leguane müssen schon aus der Amerikaabteilung des benachbarten Zoos ausgebrochen sein, es sei denn, es handelt sich bei den Biestern um die orstansässigen afrikanischen Warane. Auch ist ein Braai kein Barbecue, aber da wir schon munter die Kontinente gleich machen, fällt das eigentlich nicht mehr ins Gewicht. Ist hier der ein oder andere Berichterstatter vielleicht schon in der Vorbereitung auf Brasilien 2014? Aber, gemach, das Fernsehen bediente sich ja schon immer des pädagogischen Prinzips der Vereinfachung, und Neues wird erwiesenermaßen besonders gut im Vergeich mit Bekanntem neuronal verdrahtet.

Trotzdem. Ein Wal ist kein Fisch, und eine Vuvuzela kein Alphorn. Fakt ist Fakt. Und das menschliche Gehirn durchaus mit Vielfalt belastbar.

1 comment:

ACIE said...

..auch häufig von den Spiel Kommentatoren bei SABC als "Vuvuzuela" vorgestellt. Hausaufgaben nicht gemacht, setzten 6!