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17.6.10

Feel the mix: Musik aus Südafrika

Auch wenn Vuvuzelas bei Weitem nicht so eintönig tröten, wie es am Fernseher den Anschein hat, und Kreative aus ihnen so einiges mehr herausholen als ein unisones ÖÖÖÖÖÖÖ, läuft die breite musikalische Vielfalt Südafrikas doch Gefahr, in der anhaltenden Verbotsdiskussion überhört zu werden. News from Nowhere stellt vier Combos aus Mzansi vor, die exemplarisch für die musikalische Diversität des jungen Landes stehen, und es verdiet hätten, auch international wahrgenommen zu werden.

Musik und Fußball stellen in der Geschichte Südafrikas einige der wenigen Berührungspunkte zwischen Schwarz und Weiß dar. Gab es ab den Achtzigern weiße Fußballer, die trotz heftiger Repressalien des Regimes in schwarzen Teams mitspielten, so hatte sich zu diesem Zeitpunkt der legendäre Johnny Clegg mit seiner Juluka- (später Savuka-) Band schon längst in die Herzen der Weltöffentlichkeit gesungen. Das Vermischen der Sprachen sowie afrikanischer Rythmen und Instrumente mit westlichem Pop, Jazz und keltischen Einflüßen war damals schlichtweg ein Tabubruch, und ist heute für einen ganze Generation an Post-Apartheidsmusikern ultimatives Vorbild. Clegg scheute trotz der politischen Lage nie davor zurück, explizite politische Botschaften in seinen Sogngs zu transportieren, wie z. B. in seinem größten Hit 'Asimbonanga' ('Wir haben ihn schon lange nicht gesehen'), in welchem neben dem damals noch auf Robben Island inhaftierten Mandela auch andere Wiederstandkämpfer Südafrikas geehrt werden (z.B. Steve Biko und Victoria Mxenge). Auch wenn Clegg inzwischen die Energie früherer Tage vermissen läßt, ist er doch der 'große Mann' der Musikszene Südafrikas. Hier ein Live-Mitnschnitt von '99



Eine Band, die diese interkulturellen Tradition fortführt und weiter ausbaut, und dabei mit ihrer erfrischenden Version des Afro-Pop auch weltweite Hits landen kann, ist Freshly Ground, deren Musiker sich aus den unterschiedlichsten Ethnien Südafrikas zusammensetzen. Ihr Sound ist entschieden fröhlich, selbst wenn politische Botschaften ('Big Man', 'Chicken Cheater') transportiert werden. Größter Hit bislang war 'I'd like', der auch in Europa oft in Radios zu hören war. Bei der WM Eröffnugnsfeier waren sie mit Shakira zusammen auf der Büne zu sehen, um den gemeinsamen WM Song 'Waka Waka' ('Leuchte, Leuchte') zu präsentieren, und sind zur Zeit in Deutschland auf Tour. Hier ein Porträt der Band:



Ganz anders, und doch im interkulturellen Mix sehr ähnlich präsentieren sich die Rudimentals mit ihrem Old Skool Ska vom Feinsten. Auch hier mischen sich die Ethnien und Religionen um ein schillerndes Gesamtprojekt hervorzubringen... der Bassist ist Rastafari, der Gitarist Engländer, der Schlagzeuger Bure, der Sänger kommt aus Zimbabwe... und gefunden haben sich alle im berühmt-berüchtigten Stadtteil Woodstock in Kapstadt. Sie machen nicht nur fetten Sound, zu dem man gar nicht still stehen bleiben kann, sondern sind trotz relativem Bekantheitsgrad total auf dem Boden geblieben und grüßen freundlich, wenn man an sie zufällig auf der Straße trifft. Hier ein live-Mitschnitt:



Nicht sehr gemischt, aber trotzdem lebensfreudigen Südafrika-Sound bieten TKZee als Vertreter des Kwaito. Oft nur unzureichend als südafrikanische Variante des HipHop bezeichnet, ist dieser Stil durch verlangsamten 'four to the floor' (bass drum auf jeden Schlag eines 4/4 Taktes) House Beat und repetitive Vokalphrasen, welche die Tanzbarkeit stark unterstützen, gekennzeichnet. Ihre Musik ist der passende Soundtrack zu wilden Fahrten in Sammeltaxis oder rauschenden Parties in einem shebeen. Obwohl lange nichts Neues von der Band zu hören war, ist 2009 ein neues Album erschienen, und die Jungs waren auch bei der WM Eröffnungsfeier live dabei. Und wenn ihr Sound mal in Europas Clubs einschlägt, könnte es noch ein ganz großes Ding werden...

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