Während die deutschen Kicker bei der WM vom Münchner Gastronom Holger Stromberg bekocht werden, mutet die Fifa dem Fan im Stadion ausschließlich die kulinarischen Höhenflüge des McDonald's Konzern zu. Was bei den Kickern im Sinne der Löwschen Stratgie wenigstens etwas Sinn zu machen scheint, ist für die Besucher ein essenstechnischer Supergau. Ausgerechnet in einem Land mit langer und geschmackvoller Tradition an Haupt-, Neben-, und Nachspeisen, Snacks und Imbissstuben spuckt die Profitgier der Fifa den am Rande des Existenzminimums operierenden Kleinstgastronomen in die Butternut-Suppe.
Ähnlich wie 2006, als die Fifa beim Fußballfest in Deutschland ausgerechnet amerikanisches Bier ausschenken lassen wollte, ist die Empörung groß. Anders als damals aber lässt sich der Gigant diesmal wohl nicht im Sinne lokaler Vielfalt erweichen. Traditionelle Kleinverkäufer und Imbissbuden bleiben aus ihrem angestammten Plätzen in und um die Stadien verbannt. Damit WM Besuchern die Geschmacksknospen nicht gänzlich von Weizenpappbrötchen und Ketchup verkleistert werden, beleuchtet News from Nowhere exemplarisch einige kulinarische Highlights, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Hier trifft man sich: Fish 'n Chips in Paternoster, West Coast.
Fastfoodketten bieten reichlich unterschiedliche Qualität, während ich OceanBasket und Steers für einen Snack unterwegs wirklich empfehlen kann, kommt mir bei Wimpy trotz witziger Werbung öfter mal das Würgen.
Ein Südafrikanischer Frühstücksklassiker: Eggs Benedict.
Vorspeise im Food Barn: Scampitriade auf Auberginensouflée.
Wer sich in den Karroo verirren sollte, dem sei ganz besonders ein Besuch in der Transkarroo Country Lodge in Britstown empfohlen: Dort gibt es eine Lammhaxe, die butterweisch vom Knochen fällt, und das zarteste Springbokfilet, das man sich vorstellen kann.
Samstägliches Einkaufen in der Old Biscuit Mill in Woodstock.
Selbstversorgung: Im Gastland der WM genießt das Grillen (man spricht vom Braai) fast religiöse Bedeutung – kein Campingplatz, keine Lodge, kein B+B, das nicht mit einer gut ausgebauten Grillstelle aufwartete. Wer den Umgang mit frischen Fisch und Grillfleisch liebt, findet in Südafrika ein wahres El Dorado. Selbst im Supermarkt sind die Preise für qualtitativ hochwertiges Grillgut äußerst moderat. Frisches Gemüse in herausragender Geschmacksintensität kann man für Bruchteile der europäischen Preise erstehen. Tipps für Kapstadt: Fish for Africa landet in Hout Bay den eigenen Fang an, hat außerdem ein Outlet in Woodstock. Rogers Fruiterers ist nur einer von vielen Obst- und Gemüsespezialisten mit guter Qualität bei kleinen Preisen. Für das authentische Braai braucht man große Mengen boerewors, Lammkoteletts, Steak und Fisch (am günstigsten und trotzdem lecker ist wiederum Hake). Peri Peri und Monkey-Gland Sauce statt Ketchup sind Pflicht. Eingefleischte grillen übrigens auch nicht mit Kohle, sondern mit Kameldooring (Kameldornbusch), welches ausgesprochen schnell eine gute Glut produziert (andere Braaimaster schwören auf Rooikrans Holz). Unter Spezialisten gilt ein Ehrenkodex, nachdem man zum Anzünden nur ein Streichholz braucht, und das Holz so schichtet, dass man niemals nachlegen oder schüren muss.
Bleibt zu hoffen, dass die Strombergsche Versorgung den Deutschen wirklich zum Titel verhilft. Wie man hört, soll es ja auch einmal einen 'Barbecue' Abend geben (welch Sakrileg!). Für den Fall eines frühzeitigen Ausscheidens sei den Kickern jedenfalls ein kurzer Ausflug in die lokale Gastronomie sehr ans Herz gelegt... für alle anderen Besucher sind mindestens drei Kilo Gewichtszunahme Pflicht.
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