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21.7.10

Surf now, work later. Ein Interview mit Peter Prochaska (I)

Peter Prochaska ist ein freundlicher junger Mann, der auch auf einer Bank arbeiten könnte. Genau das hat er auch getan, ganze neuen Jahre lang, bis er nach Südafrika aufbrach, um fortan als Surflehrer im enDo Camp in Kapstadt zu arbeiten. News from Nowhere unterhielt sich mit dem sympathischen Schweizer über seine ungewöhnliche Karriere.

Peti, wie er sich am liebsten sieht:
Im Auftrag des Wellenreitens unterwegs.

NfN: Peter, vom Bankangestellten zum Surflehrer - was ist passiert?
PP: Ich habe ganz normal das Fachabi BWL gemacht, bin danach in die Bankausbildung, und habe neun Jahre auf der Bank gearbeitet. Dann hab ich gekündigt und bin Surflehrer geworden.
NfN: Aber warum bloß?
PP: Ich war begeisterte, manche würden sagen: exzessiver Snowboarder. Ich habe dann etwas für den Sommer gesucht, das Surfen ausprobiert, und war so geflasht, dass ich mir sofort ein halbes Jahr Auszeit genommen habe, um richtig surfen zu lernen. Gegen Ende des halben Jahres war ich dann im enDo Surf Camp in Tamraght, Marokko - da hatten die gerade Personalsorgen, und mich gefragt, ob ich nicht aushelfen könne. Über die Jahre reifte dann der Plan, ganz aus dem Bankbetrieb auszusteigen.

Solche Momente erlebt man in der Schweiz recht selten:
Unbekannter Surfer in Outer Kom, Kapstadt
(click pic to enlarge and see the second surfer)

NfN: Mit 28 Jahren dem sicheren Job den Rücken kehren, und als Surflehrer nach Südafrika gehen - das ist ja ganz schön mutig.
PP: Ja, manche sehen das so. Ich empfinde das gar nicht als so mutig, da ich eine gute Grundausbildung habe und über lange Berufserfahrung verfüge. Ich mache mir eigentlich keine Sorgen, dass ich nach zwei, drei Jahren den Wiedereinstieg nicht schaffen könnte.

NfN: Du siehst dich also nicht als Aussteiger im klassischen Sinne?
PP: Nein, ich mache einfach das, worauf ich wirklich Bock habe.

NfN: Wie hat denn dein Umfeld reagiert?
PP: Also auf der Bank selber war das natürlich schon ein Ding - der Typ ist unter 30 und hört auf zu arbeiten - die sehen das ja auch nicht als Arbeit hier im Surfcamp, das gilt mehr als so was wie Urlaub, ist es aber natürlich nicht. Aber meine Freunde haben sich gefreut, dass ich diesen Schritt wage. Manche hatten schon früher vermutet, dass der Bankjob nicht so recht zu mir passen würde.

NfN: Aber materiell gesehen ist das ja schon ein krasser Abstieg?
PP: Das ist es mir wert - weniger in der Tasche zu haben, aber das zu machen, woran ich Spaß habe. Ich fand auch, dass in dem Bankumfeld die Leute Sachen hinterhergelaufen sind, die sie eigentlich gar nicht brauchen. Als ich anfing, Teilzeit zu arbeiten, meine Surfurlaube bezahlen musste, und zusätzlich noch Geld für den 'Ausstieg' auf die Seite legte - das bedeutet schon Verzicht. Aber die ganzen Objekte, die ich mir gekauft hatte, als ich noch Vollzeit arbeitete, und nichts vom Surfen wusste - heute würde ich sagen, die waren es eigentlich gar nicht wert. Ich habe das Geld damals verballert, aber das hat mich nicht unbedingt glücklicher gemacht, eher im Gegenteil.

NfN: Also im Moment siehst Du auf jeden Fall glücklich aus.
PP: Jo! Das bin ich auch! (lacht)

Im nächsten Post am Freitag spricht News from Nowhere mit Peter Prochaska über seine Leidenschaft für das Wellenreiten und das Leben in Südafrika.


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